Es war wieder soweit: nach über einem Jahr intensiver Vorbereitung fuhr unsere Arbeitsgemeinschaft mit 28 Reisenden vom 19.03. bis 01.04. nach Israel. Da wir eine gute Mischung aus „alten“ Hasen und Neulingen hatten, war es unser Ziel, sowohl die touristischen Attraktionen als auch die Geheimtipps zu zeigen.

Nachdem wir via Frankfurt mit ElAl gut auf dem Ben Gurion Flughafen gelandet waren und uns unsere gute Freundin und Reiseführerin Naomi in Empfang genommen hatte, ging es gleich in den Norden nach Nahariya, wo wir die ersten beiden Nächte verbrachten.

Gleich am nächsten Tag war einer der emotionalen Höhepunkte unserer Reise, wir besuchten das Dorf der Hoffnung Kfar Tikva, in dem behinderte Menschen aller Altersgruppen leben und arbeiten und für welches wir alljährlich Spenden sammeln. Hier konnten wir neben vielen anderen Dingen auch die Holzwerkstatt besichtigen, in die wieder ein Großteil unserer diesjährigen Spende in Höhe von 1.600 EUR fließen wird.

Am gleichen Tag sahen wir noch die Gärten der Bahai in Haifa und besichtigten die Kreuzfahrerfestung sowie die Altstadt von Akko mit ihrer beeindruckenden Moschee.

Der dritte Tag unserer Reise führte uns an die libanesische Grenze. Hier sahen wir die berühmten Kreidefelsen Rosh Ha’Nikra, in welche die Natur in den Jahrhunderten wunderschöne Höhlen gewaschen hat und man das Mittelmeer in vielen Farbschattierungen erleben darf.

Weiter ging es nach Metulla, die nördlichste Stadt Israels und dann in den Nationalpark von Banyas, wo wir eine Wanderung entlang eines der Quellflüsse des Jordan unternahmen und Natur und Wasserfälle genießen konnten.

Weiter ging es dann zu unserer nächsten „Übernachtungsstation“ in Tiberias am See Genezareth.

Am nächsten Morgen besuchten wir die Ausgrabungen in Gamla, welches auf dem südlichen Golan gelegen ist. Aufgrund der Geschichte dieses Ortes wird es auch das „Massada des Nordens“ genannt.

Anschließend besuchten wir Station in den Bergen, wo man sich mit der Aufzucht und Auswilderung von Geiern beschäftigt und auf dem “Geierpfad” liefen wir knapp eine Stunde zu Fuß zum mit 51 Metern höchsten Wasserfall Israels.

Auf dem Golan erinnerten wir uns des Jom Kippur Krieges am 6. Oktober 1973, an dem am höchsten Feiertag der Juden Syrien und Ägypten gleichzeitig Israel angriffen. Hierzu sahen wir einen Film über das „Tal der Tränen“.

Den Sonntag verbrachten wir in der wunderschönen Altstadt von Safed und besichtigten zwei Synagogen. Weiterhin hatten wir die Gelegenheit, viele Künstlerateliers zu besuchen und der eine oder andere kaufte sich hier ein schönes Andenken an die Reise.

Der Nachmittag war dann dem in strahlenden Sonnenschein liegenden See Genezareth vorbehalten, von Mittagsessen mit dem für den See typischen Petersfisch, dann dem Besuch eines Kibbutz am See und der Überfahrt in der Abendsonne vom Kibbutz  nach Tiberias.

An dieser Stelle möchte ich  erwähnen, das wir an allen Tagen unserer Reise strahlenden Sonnenschein hatten und Temperaturen bis 32 Grad genießen konnten.

Am sechsten Tag besuchten wir die bedeutendste Ausgrabung Israels, das am besten erhaltene römische Theater des Landes, die altrömische Siedlung Beit Shean. So gut erhaltene Palastanlagen sind sehr selten und vermittelten einen Eindruck des Lebens in dieser Zeit.

Anschließend hieß es Baden und Picknick an den Sachne-Quellen.

Und als Kontrast zur alten Zeit besuchten wir den ersten Bio-Kibbutz Israels, der heute Weltmarktführer im Bereich der biologischen Schädlingsbekämpfung ist. In Sde Eliyahu kann man hautnah erleben, wie Visionen einzelner Menschen zu internationalen Erfolgen führen können. Und nebenbei, die Bio-Datteln waren sehr lecker.

Anschließend die Fahrt zum Toten Meer, von grüner Vegetation zu Wüste und Felsen, nur unterbrochen durch die Urbarmachung von Kibbutzen und arabischen Siedlungen. Wir übernachteten die nächsten Tage im Kibbutz Kalia, auch eine grüne Oase unterhalb von Qumran.

Wobei wir bei Qmran wären, die Höhlen, in denen die wertvollen Schriftrollen gefunden wurden, welche für den jüdischen Glauben so wichtig sind. Eigentlich war ein Tag der Ruhe und Erholung geplant, aber die meisten konnten nicht wiederstehen und besuchten Qumran und anschließend die Festung Massada, zu Zeiten der Römer und auch heute ein kraftvolles Zeichen, das Juden niemals untergehen werden.

Zum Sonnenuntergang badeten wir im Toten Meer, was dabei alles zu erleben war verschweigen wir aus Gründen der Diskretion. Wer einmal in diesem Wasser war, weis deren Wirkung auf den menschlichen Körper…

Der Mittwoch war ganz im Zeichen Jerusalems, wir waren auf dem Zionsberg und dem Skopusberg, haben viel über den 1. und 2. Tempel und die Entwicklung bis zu Gegenwart erfahren und durften erleben, wie Archäologen den Schutt sichteten, den Araber beim Bau einer Moschee auf dem Tempelberg achtlos abgetragen haben. Wir besuchten außerdem den Garten Gethsemane.

Höhepunkt des Tages war die Davidstadt, die unterirdische „Urstadt“, auf der Jerusalem gewachsen ist. Hier zeigte uns Naomi Stellen außerhalb der üblichen touristischen Pfade, wir waren die einzige Besuchergruppe.

Der nächste Tag war vollkommen ohne Bus, wir haben Jerusalem zu Fuß erkundet. Von der Mühle, durch eine kleine hübsche, von Künstlern bewohnte Siedlung zum Jaffator und in das jüdische Viertel. Hier stiegen wir in einen Keller und befanden uns plötzlich im alten Jerusalem, eine Ausgrabung 50 Meter unter den bewohnten Häusern des Viertels.

Wir konnten dann an der Klagemauer Bar Mizwa Feierlichkeiten mit erleben und auch die anderen Viertel der Altstadt zu Fuss erkunden.

Der Freitag war ein Tag tiefer Gefühle, waren wir doch an diesem Tag in der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem. Tief berührend ist vor allem das Mahnmal für die 1,5 Millionen ermordeten Kinder, in welchem im Dunkeln viele tausende Kerzen brennen und die Namen der Kinder verlesen werden. Als Deutscher an diesem Ort zu sein birgt die Verpflichtung in sich alles zu tun, damit dies nie wieder nur im Ansatz passieren kann.

Zu Shabbat-Beginn waren wir in der neuen Synagoge von Jerusalem, ein imposantes modernes Bauwerk .

Vom kulturellen, spiriuellen, historischen und bewegenden Jerusalem ging es denn die letzten 3 Tage nach Tel Aviv, eine pulsierende und ständig wachsende Großstadt mit einem großen Strand und dem kleinen „Vorort“ Jaffa, welchen wir als Erstes besuchten.

Am Sonntag war es dann endlich so weit, ein Wiedersehen mit vielen Freunden aus Ramat Gan, unserer Partnerstadt, unter anderem Lily Lavi, Iris Sufrin, das Ehepaar Meron und Chaguy mit seiner Ramat Gan Youth Band. Bei einem Mittagessen lernten wir auch den neuen Oberbürgermeister Israel Singer kennen.

Als Überraschung hatte uns Lily Lavi den Besuch der Diamanten-Börse in Ramat Gan ermöglich, wo wir vom stellvertretenden Präsidenten der weltweit größten Börse mit einem Umsatz von 28 Milliarden Dollar empfangen wurden und beim Gang durch den riesigen Börsensaal  viele Millionen Dollar in Form von Diamenten bewundern durften.

Als weitere Überraschung besuchten wir eine Probe der Ramat Gan Youth Band, wo wir die meisten Jugendlichen von ihrem Besuch im letzten Jahr in Kassel kannten. Ein herzlicher Empfang und Freude auf beiden Seiten. So macht Städtepartnerschaft Spaß.

Was gibt es noch zu berichten: Wichtig und besonders interessant war in Tel Aviv noch der Besuch des Diaspora-Museum, welches die Entwicklung des Judentums durch die Jahrtausende aufzeigt.

Erwähnt werden muss auch das Weizmann-Institut, benannt nach dem ersten Leiter und ersten Präsidenten Israels Chaim Weizmann. Das Institut ist heute eines der führenden Stätten der naturwissenschaftlichen Forschung weltweit und fördert nachdrücklich Neugierde und eine Versuchskultur, wo nicht erst nach dem Nutzen gefragt wird.  Nur so entstehen Ergebnisse, die die Welt verändern und verbessern.

Auf dem gleichen Gelände ist auch das Haus der Weizmanns in reinem Bauhausstil zu besichtigen ebenso wie die letzte Ruhestätte im Garten der Villa.

Den Abschluss unserer Rundreise bildete das Kibbutz-Hill-Institut, ein Museum, welches aufzeigt, wie unter dem Augen der britischen Kolonialmacht der israelische Widerstand Munition produzierte. Dies geschah in einer unterirdischen Fabrik in einem normalen Kibbutz.

Nach einem letzten Besuch auf dem bunten Carmel-Markt hies es am Dienstag Abschied von Israel nehmen. Aber sowohl die „Alten Hasen“ als auch die „Neuen“ waren sich einig: dies war eine wunderschöne und interessante Zeit, die nach einer Fortsetzung in 2 Jahren ruft.

Einen Dank für die gute Organisation und die Betreuung  an Naomi Ehrlich Kupermann in Jerusalem und ihren Bruder Yoram in Saarbrücken, welcher mit seinem Reisebüro diese jetzt 5. Fahrt der DIG Kassel vorbereitete.


Jürgen Menzel-Machemehl